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Erster Nachweis von Glomerella Leaf Spot (GLS) in Südtirol

Im Frühherbst des Jahres 2020 wurde in einzelnen Apfelanlagen Südtirols eine rasante Zunahme von nekrotischen Blattflecken (abgestorbenes Blattgewebe) beobachtet. Innerhalb kürzester Zeit zeigte sich des Weiteren eine ausgeprägte Gelbverfärbung der...

Im Frühherbst des Jahres 2020 wurde in einzelnen Apfelanlagen Südtirols eine rasante Zunahme von nekrotischen Blattflecken (abgestorbenes Blattgewebe) beobachtet. Innerhalb kürzester Zeit zeigte sich des Weiteren eine ausgeprägte Gelbverfärbung der Blätter (Chlorose, Abb. 1), und ein massiver, verfrühter Blattfall setzte in den betroffenen Anlagen ein. Fast zeitgleich manifestierten sich auf Früchten rötlich-braune Flecken, die häufig von einem purpurfarbenen Ring umgeben waren (Abb. 2). Da eine vergleichbare Symptomatik in Südtirol bislang unbekannt war, wurden am Versuchszentrum Laimburg umfangreiche phytopathologische Untersuchungen angestellt, um den Erreger dieses Schadbildes zu identifizieren.

Mikrobiologische und molekularbiologische Identifizierung des Erregers

Um den Erreger zu isolieren, wurden im Labor Gewebeproben von nekrotischen Blatt- und Fruchtflecken entnommen und auf Nährmedien inkubiert. Nach wenigen Tagen war bei einem Großteil der Proben ein Pilzwachstum mit einheitlicher Morphologie erkennbar. Durch die lichtmikroskopische Untersuchung von Konidiosporen der Pilzisolate wurden diese der Gattung Colletotrichum sp., der asexuellen Form von Glomerella sp., zugeordnet. Durch die Sequenzierung eines spezifischen DNA-Fragments erfolgte eine vorläufige Zuordnung des Erregers zur Art Colletotrichum. Aufgrund der hohen genetischen Ähnlichkeit der verschiedenen Colletotrichum-Arten sind aber weiterführende molekulare Untersuchungen notwendig, um den Pilz eindeutig zu identifizieren.

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Das Schadbild Glomerella Leaf Spot Die Identifizierung des Erregers in Zusammenhang mit der beobachteten Symptomatik im Feld bestätigte das erste Auftreten des Schadbildes Glomerella Leaf Spot (GLS) in Südtirol. Dieses Schadbild ist vereinzelt in...
Das Schadbild Glomerella Leaf Spot

Die Identifizierung des Erregers in Zusammenhang mit der beobachteten Symptomatik im Feld bestätigte das erste Auftreten des Schadbildes Glomerella Leaf Spot (GLS) in Südtirol. Dieses Schadbild ist vereinzelt in den feuchten, subtropischen Apfelanbaugebieten Südamerikas, im Südwesten der USA sowie in Ostasien bereits seit einigen Jahrzehnten bekannt. Insgesamt gibt es jedoch nur wenige Untersuchungen zur Entstehung und Verbreitung dieser Krankheit, und die Anzahl der verschiedenen Colletotrichum-Arten, die GLS verursachen können, ist noch nicht vollständig geklärt. Einige Arten sind sowohl für die Bitterfäule beim Apfel als auch für das GLS-Schadbild verantwortlich. Die Gattung Colletotrichum ist aber auch in Südtirol kein neu auftretender Erreger und wurde bereits mit Lagerfäulnis in Verbindung gebracht. Die vorläufige Identifizierung von Colletotrichum als Erreger von GLS dient jedoch als Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen zu den sehr unterschiedlichen Schadbildern, die durch die Gattung Colletotrichum verursacht werden können.


Fazit und Ausblick

Gegenwärtig werden am Versuchszentrum Laimburg tiefergehende molekulare Analysen der Pilzisolate aus den betroffenen Anlagen durchgeführt, um eine exakte Identifizierung der am Schadbild beteiligten Colletotrichum-Populationen vorzunehmen, da diese unter Umständen spezifisch angepasste Bekämpfungsstrategien erfordern. Für den abschließenden Beweis, dass Colletotrichum sp. für die Entwicklung der Krankheit im Freiland verantwortlich zeichnet, sind zudem in vivo-Pathogenitätstests geplant. Nicht zuletzt soll ein umfangreiches Freiland-Monitoring Aufschluss über das geographische und zeitliche Vorkommen der in Südtirol neu beschriebenen GLS-Krankheit geben. 

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