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Liebe Leserinnen und Leser,

das Versuchszentrum Laimburg ist das Forschungszentrum für die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung. Unser Ziel ist es, die Südtiroler Betriebe im Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor mit wissenschaftlich fundierter Versuchs-...

das Versuchszentrum Laimburg ist das Forschungszentrum für die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung. Unser Ziel ist es, die Südtiroler Betriebe im Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor mit wissenschaftlich fundierter Versuchs- und Forschungstätigkeit zu unterstützen, um die Qualität der Agrarprodukte zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu steigern. Auf den Versuchsflächen, in den Labors und in den Büros arbeiten unsere mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an jährlich etwa 350 Projekten und Tätigkeiten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, vom Obst- und Weinbau über die Berglandwirtschaft bis hin zur Lebensmittelverarbeitung und Produktinnovation. Damit decken wir die gesamte Kette der Lebensmittelherstellung vom Anbau bis zum fertigen Produkt ab und erarbeiten rasch umsetzbare Lösungen für aktuelle und zukünftige Herausforderungen.

Um den vielfältigen Herausforderungen der kommenden Jahre zu begegnen, hat das Ressort für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Tourismus und Bevölkerungsschutz das Strategiepapier „LandWIRtschaft 2030” erstellt. Es legt für die großen Landwirtschaftssektoren in Südtirol – die Obstwirtschaft, die Weinwirtschaft und die Berglandwirtschaft – Zielsetzungen und Handlungsanleitungen für die Jahre bis 2030 fest. Oberstes Ziel ist es, die bäuerlichen Familienbetriebe zu bewahren und die Landwirtschaft in Südtirol nachhaltig zu gestalten.

Das Versuchszentrum Laimburg ist aktiver Teil der Strategie „LandWIRtschaft 2030”. So trägt es etwa mit dem Projekt „Biologische Bekämpfung der Marmorierten Baumwanze in Südtirol“ zum Handlungsfeld „Artenvielfalt & Landschaft“ des Strategiepapiers bei. Dabei machen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den natürlichen Gegenspieler der Marmorierten Baumwanze, einen Eiparasitoiden namens Samurai-Wespe (Trissolcus japonicus), zu Nutze. Die vorläufigen Daten und Ergebnisse deuten auf einen ersten Erfolg einer möglichen Eindämmung des Schädlings durch die Samurai-Wespe hin.

Das EFRE-Projekt „Wood-up“, ein Gemeinschaftsprojekt mit der Freien Universität Bozen, ist Teil des Handlungsfelds „Klima & CO2-Reduktion“ der Strategie „LandWIRtschaft 2030”. Darin untersuchen Forschende des Versuchszentrums Laimburg und der Freien Universität Bozen die Auswirkungen von Pflanzenkohle auf die Bodenfruchtbarkeit im Obst- und Weinbau und ihre Eignung für die langfristige Festlegung von Kohlenstoff im Boden. Für die Landwirtschaft geeignete Pflanzenkohle, auch Biochar genannt, wird aus pflanzlicher Biomasse durch Einwirkung von Hitze bei sauerstoffarmen Bedingungen erzeugt und darf keine toxischen Inhaltsstoffe enthalten. In Versuchen prüften die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Effekt von Biochar im Boden auf Wachstum und Ertrag von Rebanlagen.

In Abstimmung mit dem Strategiepapier hat auch das Versuchszentrum Laimburg in zahlreichen Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung eine eigene Zehnjahresstrategie erarbeitet: Das Forschungsschwerpunktprogramm 2021-2030 dient als Wegweiser und Kompass für die Ausrichtung der Versuchs- und Forschungstätigkeiten am Versuchszentrum Laimburg. Die Tätigkeiten werden sich in den Jahren 2021 bis 2030 auf insgesamt fünf Themenschwerpunkte konzentrieren. Der Forschungsschwerpunkt „Nachhaltige und resiliente Anbausysteme“ zielt auf eine nachhaltige und bedarfsgerechte Bewirtschaftung ab, um das volle Potential der Natur zu erschließen. Projekte und Tätigkeiten aus dem Schwerpunkt „Digitale Innovation und smarte Technologien“ verwenden Digitalisierung und moderne Züchtungsmethoden und machen dadurch den Anbau und die Verarbeitung fit für die Zukunft. Ziel des Schwerpunktes „Klimaneutrale Landwirtschaft“ ist es, landwirtschaftliche und lebensmittelverarbeitende Praktiken und Verfahren an die Klimaänderungen anzupassen und klimafreundlicher zu machen. Mit innovativen Methoden gesunde und sichere Lebensmittel aus Südtirol zu erzeugen, ist Inhalt der Forschungstätigkeiten des Schwerpunktes „Qualität und Gesundheit“. Aufgabe der Projekte des Schwerpunkts „Lokale Vielfalt und Kreisläufe“ ist es, Bergprodukte aufzuwerten und eine überregionale Kreislaufwirtschaft zu etablieren.

Ein Beispiel aus dem Forschungsschwerpunkt „Lokale Vielfalt und Kreisläufe“ ist das Projekt „CirBeer“. Ziel des Projektes ist die Entwicklung von Backwaren auf Basis von Biertreber, einem Nebenprodukt der Bierherstellung. Bisher wird Biertreber meist entsorgt oder als Futtermittel für Nutztiere eingesetzt. Sein hoher Gehalt an Ballaststoffen und Proteinen macht ihn jedoch zu einer attraktiven Zutat für die Lebensmittelproduktion. Am Versuchszentrum Laimburg haben Verkosterinnen und Verkoster Kuchen, Kekse und Focaccia getestet, die mit Biertrebern hergestellt wurden. Die Ergebnisse geben Aufschluss über die Eignung von Biertreber als Zutat zur Verbesserung des Nährwerts von Backwaren und die Möglichkeit, Biertreber in einem Kreislauf wiederzuverwerten.

In den Schwerpunkt „Digitale Innovation und smarte Technologien” reiht sich das Projekt „Bildanalyse des Stärkeabbau-Musters als objektive Reifebestimmung von Kernobst” ein. Im Projekt entwickeln die Forscherinnen und Forscher ein digitales Verfahren basierend auf einer digitalen Bildanalyse, um den Stärkegehalt von Äpfeln zu messen. Die Bildanalyse bietet den Vorteil der Objektivität und ersetzt die visuelle Einschätzung, welche zwar verlässlich, aber dennoch subjektiv ist. Die Bestimmung des Reifegrades ist wichtig, um die Öffnung der Erntefenster vorhersagen und den richtigen Erntezeitpunkt bestimmen zu können. Schließlich beeinflusst dieser maßgeblich den Erfolg der Lagerung.

Mit diesem wissenschaftlichen Zweijahresbericht möchten wir Ihnen einen Einblick in unsere Forschungs- und Versuchstätigkeiten während der Jahre 2020-2021 geben und unsere Ergebnisse vorstellen.

Wir wünschen eine spannende Lektüre!

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