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Neues von der Weinsteinstabilisierung

Die Weinsteinstabilisierung beschäftigt die Weinwissenschaft nach wie vor. Im Wesentlichen geht es darum zu vermeiden, dass Weinsteinkristalle aus Kaliumbitartrat (Kaliumhydrogentartrat) oder Kalziumtartrat in der Flasche ausfallen. Der...

Die Weinsteinstabilisierung beschäftigt die Weinwissenschaft nach wie vor. Im Wesentlichen geht es darum zu vermeiden, dass Weinsteinkristalle aus Kaliumbitartrat (Kaliumhydrogentartrat) oder Kalziumtartrat in der Flasche ausfallen. Der Weinkonsument akzeptiert nach wie vor keine Ausfällungen im Weinglas (Abb. 1).

In den Jahren 2018 und 2020 wurden mit Sauvignon Blanc Jahrgang 2017 und Jahrgang 2019 folgende Varianten auf ihre weinsteinstabilisierende Fähigkeit geprüft: 

  • Kontrolle ohne Stabilisierungsmaßnahmen (K), 

  • Kältestabilisierung (KS) bei -4 °C für 2 Wochen, 

  • Metaweinsäure (MWS) 10 g/hl (nur 2018 auf Sauvignon Blanc 2017), 

  • Carboxymethylcellulose (CMC) 10 g/hl 

  • Kaliumpolyaspartat (KPA) 100 ml/hl und 50 ml/hl. 

Die Untersuchung wurde in einer Größenordnung von 10 L je Probe, dreifach wiederholt, durchgeführt.

Als Maß für die Weinsteinstabilität wurde die elektrische Leitfähigkeit (µS) der Weine kurz nach der Flaschenfüllung, nach 7, 14 und 21 Wochen (Abb. 2) sowie nach 52 Wochen (Abb. 3) erhoben. Für diese Messungen wurde das Gerät Checkstab α2000 Life herangezogen. Dieses erfasst die Veränderung der Leitfähigkeit (ΔµS), ausgelöst durch instabile Kaliumbitartratkristalle und simuliert damit die Weinsteinstabilität. Eine Stabilität liegt vor, wenn der Abfall der Leitfähigkeit weniger als 40 µS beträgt. Eine unsichere Weinsteinstabilität liegt im Bereich von 40-60 µS vor, während ein Abfallen der elektrischen Leitfähigkeit von über 60 µS auf ein instabiles Produkt hindeutet.

Die Weine wurden auch einer sensorischen Prüfung unterzogen. Bei dieser wurden folgende Parameter berücksichtigt: Farbe, Trübung, Reintönigkeit, Intensität, Fruchtigkeit, Bitterkeit, Typizität, Entwicklungsstand und Gesamteindruck. 

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Ergebnisse Aus den Untersuchungen geht hervor, dass die Kältestabilisierung wirkungsvoll ist und gleichzeitig die Weinqualität nicht beeinflusst. Analytisch stellt man den Rückgang von Kalium und Weinsäure im Wein fest. Dieser Effekt ist...
Ergebnisse

Aus den Untersuchungen geht hervor, dass die Kältestabilisierung wirkungsvoll ist und gleichzeitig die Weinqualität nicht beeinflusst. Analytisch stellt man den Rückgang von Kalium und Weinsäure im Wein fest. Dieser Effekt ist geschmacklich spürbar, führte aber zu keiner Benachteiligung in der Bewertung der sensorischen Gesamtqualität. Alle anderen Stabilisierungsmaßnahmen haben die chemische Zusammensetzung unwesentlich verändert, aber einige haben auch die organoleptischen Eigenschaften beeinflusst (Abb. 4). Die Zugabe von Metaweinsäure zeigte die bereits bekannten Unzulänglichkeiten: ihre Wirkung schwindet innerhalb von 6 Monaten, somit bietet MWS nur einen kurzfristigen Schutz vor dem Ausfallen von Kaliumbitartrat. Dennoch bleibt es das meisteingesetzte Stabilisierungsmittel in Kombination mit einer vorhergehenden mehr oder weniger effektiven Kältestabilisierung. CMC bietet einen anhaltenden Stabilisierungsgrad, war aber sensorisch jene Variante, die sich am deutlichsten negativ von der Kontrolle und Kältestabilisierung abhob. KPA zeigte keine sensorischen Unzulänglichkeiten, aber es konnte beobachtet werden, dass der Stabilisierungsschutz nach 12 Monaten nicht mehr gegeben war. Aus der Literatur ist dies nicht bekannt, die Ursache dafür ist unklar und bedarf weiterer Untersuchungen. Auch der langfristige Effekt über 12 Monate hinaus wurde mit vorliegender Arbeit nicht untersucht, genauso wenig wie der Effekt von KPA auf Rotwein. 

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Zusammenfassung Man muss ernüchtert anerkennen, dass die untersuchten Methoden der Weinsteinstabilisierung nicht vollumfassend zufriedenstellend sind. Eine Kältestabilisierung hinterlässt den größten CO₂-Abdruck, die Zugabe von Metaweinsäure hat nur...
Zusammenfassung

Man muss ernüchtert anerkennen, dass die untersuchten Methoden der Weinsteinstabilisierung nicht vollumfassend zufriedenstellend sind. Eine Kältestabilisierung hinterlässt den größten CO₂-Abdruck, die Zugabe von Metaweinsäure hat nur einen maximal sechsmonatigen Stabilisierungseffekt, Carboxymethylcellulose kann sensorisch negativ spürbar sein und ist auf Rotwein nicht einzusetzen und Kaliumpolyaspartat kann nach 12 Monaten den Weinsteinschutz verlieren.

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