Um sich von anderen Anbaugebieten Italiens abzuheben, sind die Südtiroler Kirschenproduzenten bestrebt, den Markt mit besonders hochwertigen Früchten zu beliefern. Dies ist nur durch moderne Anbausysteme und qualitativ exzellente Sorten möglich. Die in Südtirol vorherrschenden besonderen topographischen und klimatischen Eigenschaften ermöglichen eine natürliche Reifeverzögerung der Früchte. Auf diese Weise kann Südtirol seine Früchte später auf dem Markt anbieten und der Konkurrenz aus den italienischen Frühanbaugebieten in Apulien, Kampanien, Venetien und der Emilia Romagna ausweichen. Dazu wird eine besondere Anbau- und Vermarktungsstrategie verfolgt: Die Sortenwahl wird auf die beiden Sorten Kordia und Regina begrenzt und der Anbau auf gestaffelte Höhenlagen von der Talsohle bis hin auf 1.300 m ü.d.M. verteilt. Auf diese Weise kommt ein sechswöchiges Erntefenster zustande und das Produkt kann mit konstant exzellenter Qualität angeboten werden.
Probleme beim Anbau der Sorten Kordia und Regina
Trotz der hohen Qualitätsstandards beider Sorten ist beim Anbau mit einigen Schwachpunkten zu rechnen: Die ausgeprägte Spätfrostempfindlichkeit von Kordia sowie der frühzeitige Fruchtfall von Regina können zu erheblichen Ertragseinbußen führen und somit die Rentabilität der Kultur beeinträchtigen. Nicht unproblematisch gestaltet sich auch die Wahl der Befruchtersorten, da die bisher empfohlenen Bestäuber wie Carmen, Schneiders und Durone 3 nur sehr bescheidene Qualitätseigenschaften mitbringen.
Sortenprüfung am Standort Fragsburg
Um Wege aufzuzeigen, wie man den besonderen Qualitätsanforderungen gerecht werden könnte, legte das Versuchszentrum Laimburg im Jahr 2016 am Standort Fragsburg (700 m ü.d.M.) ein Kirschensortiment an. Heute zählt die Sortensammlung fast 70 Zuchtnummern und Sorten mit nationaler und internationaler Herkunft. Die Sorten werden auf verschiedene Parameter wie Ertragseintritt (Anzahl der Jahre bis zum Vollertrag), Wachstumseigenschaften (Habitus) und Fruchteigenschaften (Fruchtgröße, Form, Stiellänge, Festigkeit, Geschmack) hin untersucht. An einigen Sorten wird zudem die Tendenz zum Röteln, zum Vergreisen (frühzeitiges Altern der Triebe) und die Empfindlichkeit gegenüber Spätfrost bewertet.